Gemmotherapie

Mit Gemmotherapie bezeichnet man die Kunst, mit Knospen zu heilen. Die ersten Hinweise auf die Heilkraft der Knospen finden sich bei Hildegard von Bingen. Zur Herstellung der Knospenpräparate werden die Knospen bestimmter Pflanzen sorgfältig gesammelt und in Glyzerin ausgezogen, da sowohl Alkohol als auch eine starke Erhitzung die heilenden Eigenschaften der Knospen zerstören würden. Die fertigen Knospenmittel werden als Mazerate bezeichnet.

Aus dem riesigen Pflanzenreich werden nur wenige Bäume, Sträucher und Kräuter für die Gemmotherapie verwendet. Die Anwendungsgebiete (Indikationen) dieser Knospen unterscheiden sich zum Teil erheblich von der klassischen Phytotherapie, die mit den ausgewachsenen Blättern, Blüten, Früchten, Samen, Rinden oder Wurzeln arbeitet. Der Grund dafür liegt auch in den ganz unterschiedlichen Inhaltsstoffen, die sich in Knospen nachweisen lassen. Während sich bestimmte embryonale Substanzen in fast allen Knospen finden - aber nur dort! - sind andere chemische Verbindungen natürlich artspezifisch. Besonders bekannt sind etwa die Knsopen der Schwarzen Johannisbeere, mit denen destruktive Entzündungsprozesse bei Autoimmunerkrankungen behandelt werden können.

Auf einer feineren Ebene und in ganzheitlich-qualitativer Betrachtung - und daher naturwissenschaftlich nicht überprüfbar - konzentriert sich in der Knospe das ganze Wesen der Pflanze. Das Maximum an Lebensenergie trifft mit dem Optimum an Form- und Gestaltungskraft zusammen. Mit den Augen Goethes betrachtet, enthält die Knospe die ganze Fülle der Metamorphosen der Pflanze in einer dynamischen Einheit.

Daher wirken - nach Auffassung der Anwender - die Knospenmazerate nicht nur auf der physischen Ebene, sondern ebenso intensiv auf der energetischen und psychischen Ebene. Die Knospen entfalten die Selbstheilungskräfte im Menschen, die heute durch allzu viele Stressfaktoren irritiert und blockiert werden. Wenn die Gemmotherapie erst seit 70 Jahren methodisch erforscht und konsequent angewandt wird, so erweist sie sich in vieler Hinsicht als eine Heilkunde gerade für den zivilisationsgeschädigten Menschen unserer Zeit. Die Knospenmazerate sind "Biologika" im ursprünglichen und ganzen Wortsinn, denn sie entsprechen der existentiellen Logik des Lebendigen in ganzheitlicher Perspektive.

Eine wissenschaftliche Bestätigung der Gemmotherapie durch die evidenz-basierte Medizin liegt nicht vor. Valide Studien zur Wirkung und Wirksamkeit sind nicht bekannt.